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Die Kunst des Abschieds: Wie ein Abschiedsbrief und eine gute Kommunikation helfen.
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In der heutigen Folge sprechen wir darüber, wie man einen professionellen Abschied gestaltet und bieten Tipps für Führungskräfte, die nach einer Kündigung neu starten wollen.
Und über diese drei Themen werden heute reden:
– Warum ist ein guter Abschied so wichtig?
– Wieso entscheiden bei einer Kündigung die Emotionen?
– Wie gestaltet man den reibungslosen Übergang und wie kann dabei ein Abschiedsbrief helfen?
Die Zeit der Abschiede ist da.
Im Q4 kündigen die Arbeitgeber und im Q1 die Arbeitnehmer, heißt es in unserer Branche. Die Arbeitgeber planen im Q4 das nächste Jahr und treffen die entsprechenden Entscheidungen. Die Arbeitnehmer nutzen die besinnlichen Tage, um über den Sinn dessen, was sie tun, nachzudenken und treffen ebenfalls Entscheidungen.
Die Zeit der Abschiede ist da.
Du kennst das, du bekommst eine Mail, und wieder verabschiedet sich eine Kollegin oder ein Kollege. Mal sind die Mails kurz und offen. Mal sind sie lang, mal emotional, mal zum Kopfschütteln und oft auch nicht von der Person selbst, sondern vom Sekretariat oder simple Textbausteine aus dem Web.
Dabei ist richtig Abschiednehmen eine immens wichtige Angelegenheit, insbesondere für das Seelenheil desjenigen, der geht. Das klingt etwas pathetisch und dennoch kennen viele von uns die Situation, dass wir verlassen wurden, ohne dass es einen Abschied gab. Oder wir gehen, ohne Abschied, und weichen einer Konfrontation aus.
Diese nicht abgeschlossenen Ereignisse, diese losen Enden, tauchen immer wieder in den Gedanken auf und kosten Energie – die wir an anderer Stelle besser verwenden können.
Wir haben bereits in vergangenen Folgen darüber gesprochen, dass der Exit, also das Verlassen des Unternehmens, in vielen Fällen mehr als holprig ist.
Du wirst durch den schmucken Haupteingang empfangen und durch den dunklen Hinterausgang raus komplimentiert.
Speziell in einer der nächsten Folgen, wenn es um Mediation geht, und in kommenden Folgen gehen wir darauf ein, wie du deinen Anteil zu einem guten Abschied beitragen kannst.
Sozialnormen zu Marktnormen
Die meisten Arbeitgeber, genauer gesagt die Chefs, zeigen bei einer Kündigung immer noch vielfältige Reaktionen und Emotionen. Das geht von beleidigt über ignorieren bis wütend – und oft darüber hinaus.
Warum ist das so?
Ein wichtiger Grund, warum sich bei der Kündigung alles ändert, ist der Übergang von Sozialnormen zu Marktnormen.
Ein Beispiel: Wenn du deinem Partner nach einem guten Essen, das er oder sie gekocht hat, ernsthaft 100 € für die gute Leistung überreichst, verlässt du die Sozialnorm hin zur Marktnorm – ein No-Go, da sind wir uns wohl einig.
Bei anderen Leistungen, die Partner sich erbringen, wird klar, dass eine direkte Bezahlung völlig ausgeschlossen ist.
Was bedeutet das im Unternehmen?
Solange, wie du zum Unternehmen gehörst, also zur Familie, so lange gelten Sozialnormen. Du bist innovativ, leistest Überstunden, hilfst deinen Kolleginnen und Kollegen. Du leistest deinen Beitrag zum Erfolg der Familie, teilst dieselben Werte, auch wenn du dafür natürlich ein Gehalt bekommst.
Sobald du kündigst oder gekündigt wirst, bist du raus, gehörst nicht mehr zur Familie – zack, von jetzt auf gleich.
Du hast eine Stunde, um dein Zeug zu packen.
Ab diesem Zeitpunkt gelten ausschließlich Marktnormen, denn nun geht es nur noch um die Konditionen für deinen Abschied beziehungsweise Ausstieg.
Meist kommen noch Anwälte auf beiden Seiten hinzu und damit ist die Situation klar, es geht um Geben und Nehmen.
Du zahlst nicht mehr auf die Ziele des Unternehmens ein, sondern erwartest ganz im Gegenteil eine Zahlung des Unternehmens.
Eine Kündigung ist selten überraschend
Dass eine Kündigung, egal von welcher Seite, überraschend kommt, ist eher die Ausnahme. Es gibt weit vorher Anzeichen dafür, dass sich etwas ändern wird. Allerdings werden diese allzu gerne verdrängt und ausgeblendet – aber das ist wieder ein Thema für eine nächste Folge.
Obwohl nach einer ausgesprochenen Kündigung immer noch selten ein strukturiertes Exit-Gespräch stattfindet, ist es dennoch von Vorteil, wenn du vorbereitet bist und deine Story parat hast, um die vielen W-Fragen professionell zu beantworten.
Du benötigst eine Story
Beginnend mit »warum?« gefolgt von Wohin?, Wann?, Was?, Wie viel?, Wie?, Wer?, Woran? Wofür? Und Wieso? Ist ähnlich wie „Warum?«, fragt ebenfalls nach Gründen oder Ursachen, aber mit dem Fokus auf die Erklärung des Hintergrunds.
Du siehst, die möglichen Fragen, oder besser das Bedürfnis deiner vielen Gegenüber dich zu verstehen kann grenzenlos sein.
Schreibe einen positiven Abschiedsbrief
Ziel ist es, trotz aller Emotionen, alles dafür getan zu haben, um in guter Erinnerung zu bleiben.
Und was dir dabei helfen kann:
Schreibe einen positiven Abschiedsbrief – den du nie verschickst (!), bevor du kündigst. Die Betonung liegt auf »positiv«, also welchen Vorteil oder Nutzen hat es für dich und deinen aktuellen Arbeitgeber, dass du gehst.
Auch wenn du gekündigt wurdest und noch tief in der Wut oder welcher Emotion auch immer steckst, schreibe einen Abschiedsbrief, mit dem Fokus auf der positiven Absicht dieser Tatsache.
Gerne garniert mit einem negativen Aspekt, den du jedoch gelöst hast.
Es heißt, dass 80 % aller Kündigung wegen des Vorgesetzten erfolgen.
So zum Beispiel: ‘Die Chemie zwischen meinem neuen Chef und mir hat einfach nicht gepasst. Deshalb habe ich, um Schaden von uns beiden und dem Unternehmen abzuwenden, die Entscheidung getroffen, mich neu zu orientieren. Nach langer und reiflicher Überlegung.’
Du hast deine eigenen Gründe
Du hast sicher deine eigenen 2,3 oder mehr Gründe, warum du oder auch dein Arbeitgeber der Meinung sind, dass eine weitere Zusammenarbeit keine Option mehr ist.
Ein richtig guter Abschiedsbrief ist nicht an einem Tag geschrieben. Es bedarf Tage oder Wochen und manchmal Monate, um eine wirklich gute Begründung, sowohl für dich selbst als auch für andere zu formulieren.
Doch der Aufwand lohnt sich, denn du erreichst damit unglaubliche Effekte.
- Du machst dir selbst deine Wechselmotivation bewusst. Und möglicherweise revidierst du die Entscheidung, weil sie auf einem einmaligen Vorfall beruht, der zu einer emotionalen Überreaktion geführt hat.
- Du bist professionell auf die Fragen von Kollegen, Vorgesetzten und Mitarbeitenden vorbereitet.
- Du bist auf ein internes Gegenangebot vorbereitet. Deine Antwort auf die Frage: »Was können wir tun, damit Sie bleiben?« ist klar.
- Du bist professionell auf die Frage des neuen Chefs vorbereitet, der ebenfalls wissen will: »Warum haben Sie gekündigt?«.
Auch um zu prüfen, ob du auf ähnliche Gründe im neuen Unternehmen treffen könntest. - Du gewinnst Klarheit und Selbstvertrauen in deine Entscheidung, was wiederum zu einer positiven Ausstrahlung führt, die wiederum deine Erfolgswahrscheinlichkeit erhöht.
»Was können wir tun, damit Sie bleiben?«
Übrigens, zu der Frage: »Was können wir tun, damit Sie bleiben?« – die birgt eine Reihe von Gefahren.
Ist die Frage ernst gemeint, oder will man dich nur testen oder verunsichern?
Bleibst du dann doch, z.B. für mehr Geld im Unternehmen, dann ist das Vertrauen dir gegenüber eher eingeschränkt und damit auch weitere Karrierechancen. Alles in allem ist zu empfehlen, eine Entscheidung dieser Tragweite, wenn sie denn dann kommuniziert wurde, auch konsequent durchzuziehen.
Es ist im Übrigen auch eine beliebte Frage im Vorstellungsgespräch: Hat man versucht, sie zu halten? Und die beste Antwort darauf lautet: Ja, aber ich hatte meine Entscheidung getroffen.
Dankbarkeit und Wertschätzung
Der Abschied insbesondere von einer Führungsposition kann eine emotionale und herausfordernde Phase im Berufsleben sein. Nachdem die Entscheidung getroffen wurde, sich von einem Unternehmen zu trennen, ist es wichtig, sich professionell auf den Abschied vorzubereiten.
Wenn du viele Fragen bezüglich deines Ausscheidens aus dem Unternehmen erwartest, und das ist bei Führungskräften der Fall, solltest du dich darauf vorbereiten, um in einer ehrlichen, respektvollen und professionellen Art und Weise zu antworten.
Überlege dir im Voraus, was du sagen möchtest, damit du nicht überrascht wirst. Es ist auch wichtig, deinen Kollegen, Mitarbeitern und Vorgesetzten für die Zusammenarbeit und die Erfahrungen zu danken, die du während der gemeinsamen Zeit gesammelt hast.
Zeige deine Dankbarkeit und Wertschätzung – um es kurz zu machen.
Fünf Schritte für einen reibungslosen Übergang
Um den Übergang so reibungslos wie möglich zu gestalten, empfehlen wir dir die folgenden fünf Schritte:
Der 1. Schritt: Reflektieren:
Um den Abschied zu gestalten und klare Ziele zu setzen, ist es wesentlich, die Gründe für die Kündigung eingehend zu analysieren und zu reflektieren, Klarheit über die eigenen beruflichen Ziele und Prioritäten zu gewinnen und eine positive, zukunftsorientierte Haltung zu entwickeln.
Der 2. Schritt: Formulieren:
Sich auf Fragen nach dem Warum vorzubereiten bedeutet, eine wohlüberlegte Antwort zu formulieren, die eigenen Beweggründe ohne negative Äußerungen über das Unternehmen oder Kollegen zu erläutern und den Schwerpunkt auf das persönliche Wachstum und die Suche nach neuen Herausforderungen zu legen.
Der 3. Schritt: Kommunizieren:
Eine professionelle Kommunikation des Abschieds erfordert die sorgfältige Auswahl des richtigen Zeitpunkts für die Bekanntgabe, ein offenes Gespräch über den Abschiedsprozess mit dem Arbeitgeber und dem Team sowie eine klare und ehrliche Kommunikation, wobei vertrauliche Details respektvoll zurückgehalten werden.
Schritt Nr. 4: Detaillieren:
Um einen nahtlosen Übergang zu planen, ist es wichtig, einen detaillierten Ablaufplan für den Abschied zu erstellen, alle offenen Projekte und Verantwortlichkeiten ordnungsgemäß zu übergeben und den eigenen Nachfolger, falls erforderlich, aktiv zu unterstützen, damit der Übergabeprozess reibungslos verläuft.
Der 5. und letzte Schritt: Aktivieren:
Ist all das gelungen, wird das professionelle Netzwerk, also die Beziehungen zu ehemaligen Kollegen im Unternehmen aktiviert.
Fähigkeit als wahre Führungskraft
Du siehst also, durch die gewissenhafte Vorbereitung auf deinen Abschied vom Unternehmen unterstreichst du deine Fähigkeiten als wahre Führungskraft. Nicht nur hast du damit alles getan, um in guter Erinnerung zu bleiben; wenn du die vielen Fragen nach dem »Warum« und »Wohin« souverän beantworten kannst, bist du auch in der Lage, den Übergang zu deiner neuen beruflichen Phase erfolgreich zu gestalten.
Des Weiteren steigt mit einer professionellen Verabschiedung die Chance, dass frühere Kollegen, die ähnliche Schritte planen, dich um Rat und Hilfe bitten. Dies wirkt sich auch positiv auf deine künftigen Karrieremöglichkeiten aus, denn das festigt dein Netzwerk.
Wie heißt es so treffend: Man sieht sich immer zweimal im Leben!
Und – erst sähen, dann ernten.
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