(134) Jetzt den Job wechseln? In diesen Zeiten? Mit 50+?

Stecke ich in der Sackgasse oder führt mich der Jobwechsel in eine Sackgasse?

Jetzt den Job wechseln? In diesen Zeiten? Mit 50+?

In der heutigen Episode 134 stellen wir uns der Frage:

Soll ich mich wirklich auf den Weg der Heldenreise machen? In meinem Alter? Kann das funktionieren?

Wir werden über diese drei Punkte sprechen:

  • Muss ich mich denn wirklich jeder Veränderung stellen?
  • Wie genau mache ich das?
  • Und – wie setze ich das dann in die Tat um?

Nach recht langer Zeit kommt wieder ein Beitrag von mir. Einerseits plagt mich ein schlechtes Gewissen, dass ich das so lange habe schleifen lassen, aber andererseits auch nicht.

Und das passt zum Titel des heutigen Podcasts: Soll ich mich gerade jetzt verändern? Ja – Nein – Vielleicht?

Die Gründe, warum ich so lange nichts von mir hören ließ, sind recht einfach. Zum einen bin ich völlig ausgelastet und mir fehlt schlichtweg die Zeit. Natürlich weiß ich, dass Zeit eine Frage der Prioritäten ist, und ich habe meine Zeit meinen Klient:innen und meiner eigenen Reise gewidmet.

Ein Jahr lang habe ich einen DAX-Konzern bei einem Personalumbau unterstützt, quasi die klassische Veränderungsberatung für Mitarbeiter:innen, deren oftmals langjähriger Job weggefallen ist.

Außerdem habe ich zum 1. August dieses Jahres eine neue Teilzeitstelle in einem sehr interessanten Software-Unternehmen in der Gesundheitsbranche angetreten. Mein LinkedIn Profil gibt darüber Auskunft.

Ich liebe Veränderungen und vor allem neue Aufgaben und Herausforderungen – ich glaube wohl, das hält mich jung und fit.

Die Heldenreise

Zurzeit beschäftige ich mich auch mit meiner eigenen „Heldenreise“ und arbeite an einem Podcast, der das Konzept der Heldenreise nach Campbell, Vogler, Snyder oder Pearson aufgreift. Wer mehr darüber erfahren möchte, kann einfach mal „Heldenreise“ bei Wikipedia suchen.

Für diejenigen, denen die Heldenreise unbekannt ist, sie wurde konsequent umgesetzt in Filmen wie Star Wars, Herr der Ringe, Matrix, Harry Potter und vielen anderen.

Ein weiterer Punkt, der mich beschäftigt hat, ist die Situation in der Ukraine, die mich stark irritiert und sogar erschreckt hat. Sie hat mich so sehr in ihren Bann gezogen, dass ich mich gefragt habe, ob meine Themen in der aktuellen Zeit überhaupt relevant sind im Vergleich zu Krieg, Inflation, Flüchtlingen, Klima, Politik, Energie usw.

Außerdem habe ich mir im Juli, bei meinem 625. Fallschirmsprung, den linken Unterschenkel schwer gebrochen. Das war auf Norderney, gefolgt von zwei Wochen Krankenhausaufenthalt in Oldenburg, zwei Operationen, acht Wochen Gips und allem, was dazu gehört. Eine weitere neue Erfahrung.

Schließlich beobachte ich mit Schrecken das dilettantische Treiben unserer Politiker:innen, die in der größten Krise der Republik seit dem Zweiten Weltkrieg mit Ratschlägen an uns herantreten, die sich um einen Waschlappen drehen.

Auch das passt wieder zum Titel des heutigen Podcasts:

Veränderung inmitten der Bewegung?

Soll ich mich gerade jetzt verändern?
Jetzt, wo doch wirklich alles in Bewegung ist?

Und die simple Antwort darauf ist:
Wenn nicht jetzt, wann denn dann?
Und wenn nicht ich, wer dann?

Das ist meines Erachtens in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle die richtige Antwort, wenn nicht sogar bei allen.

Natürlich ist das simpel, fast zu simpel. Es geht doch eben nicht darum, Hals über Kopf eine Entscheidung zu treffen und den Job zu kündigen.

Es geht vielmehr darum, die gefühlte Ohnmacht, ob der vielen Herausforderungen zu überwinden und geplant und überlegt eine strategische Entscheidung zu treffen.

Und dabei hilft der Satz von Einstein: »Wir müssen die Dinge so einfach gestalten wie möglich, aber nicht einfacher.«

Aber auf alle Fälle raus aus dem Gedankenkarussell.

Natürlich kann mein Umfeld, im erweiterten Sinne, wie die eben erwähnten Faktoren Krieg, Inflation und so weiter einen großen Einfluss nehmen, wie letztlich auch die Firma, die Familie, der Partner, die Nachbarschaft etc.

Am Ende des Tages bestimmen jedoch meine eigenen Gedanken, wie ich agiere und reagiere.

Veränderung beginnt im Kopf

Das ist so wichtig: Jede Veränderung beginnt immer mit neuem Denken. Darum ist der Kopf rund, damit die Gedanken die Richtung wechseln können.

Ich habe auch die uralte Weisheit aus dem Talmud in verschiedenen meiner Podcasts erwähnt: Achte auf deine Gedanken, denn sie werden zu deinen Worten, führen zu deinen Taten, prägen deinen Charakter und dieser bestimmt dein Schicksal.

Besonders in Extremsituationen, wenn wir das Gefühl haben, dass es um unsere Existenz geht, erkennen wir zwangsläufig, dass die Verantwortung für unsere Entscheidungen und unser Handeln ausschließlich bei uns liegt. Dies wird durch die einfache Erkenntnis ausgelöst, dass wir verletzlich und sterblich sind.

Deshalb wage ich zu behaupten, dass die Verantwortung für unsere Entscheidungen und unser Handeln immer und ausschließlich bei uns liegt – nicht nur in Extremsituationen. In solchen Momenten wird es nur unmissverständlich klar.

Es ist beliebt und allzu menschlich, jemand anderes für die eigene Situation verantwortlich zu machen.

Schuldzuweisung blockieren

Die einfachste Form ist die direkte Schuldzuweisung. Mein Chef, das Unternehmen, die Inflation, der Krieg und vieles mehr werden dafür verantwortlich gemacht, dass ich zum Beispiel meinen Job verloren habe, nicht befördert wurde, weniger Geld erhalte, mir nun nicht die Wohnung oder das Haus kaufen kann oder was auch immer.

Ich habe schon oft darüber gesprochen: Diese Reaktion ist gleichbedeutend mit der Übernahme der Opferrolle und dem Verharren in dieser Rolle über einen zu langen Zeitraum – weil es so verdammt bequem ist.

Und manchmal muss es auch einfach sein, und das ist auch gut so. Allerdings müssen wir so schnell wie möglich wieder daraus herauskommen.

Eine weitere typische Reaktion ist, den Staat um Hilfe zu rufen, wie es während der Corona-Zeit exzessiv geschehen ist und gerade wieder passiert.

Und leider lässt „der Staat“ sich darauf ein.

Die Gründe dafür wurden an anderer Stelle oft und gut genug erläutert.

Doch eins ist sicher, das ist mehr Teil des Problems als Teil der Lösung.

Wenn man verstanden hat, dass der Staat eben kein Geld, sondern nur Steuern hat, dann wird schnell klar, dass wir uns diese Hilfen selbst bezahlen, minus mindestens 25 % Verwaltungsumlage für die Fax-basierte Verarbeitung der Antragsformulare.

Je mehr der starke Staat in die Helferrolle gerät, umso mehr verlieren wir unsere Eigenverantwortung und begeben uns auf eine Abwärtsspirale.

Eigenverantwortung ist unattraktiv

Jetzt eine steile These von mir: 80 % unserer Mitbürger möchten auch keine oder nur geringe Eigenverantwortung.

Beginnend ab 2024, wenn die Babyboomer Generation in Rente geht, wird der Staat völlig überfordert sein, sprich den erzeugten Anforderungen nicht gerecht und die gemachten Zusagen kaum noch, oder eher nicht mehr bezahlen können.

Die Inflation von aktuell mehr als 10 % ist darin noch gar nicht berücksichtigt.

Eine gewaltige Zahl nur als ein Beispiel: allein für die Pensionsansprüche der Beamten, müsste der Staat 2.200 Milliarden € oder 2,2 Billionen € zurückstellen, was aber nicht tut.

Weil, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland betrug 2021 rund 3,6 Billionen € – allein diese eine Zahl, macht nur diese eine Dimension klar.

Um es an dieser Stelle abzukürzen, es kommt zu einer Situation, die das Handelsblatt beschreibt, es als den perfekten Sturm, auf die jeder individuell reagieren muss.

Einfach abwarten, mit: „So schlimm wird es schon nicht kommen!“, das wird, so glaube ich, nicht funktionieren.

Doch je eher ich den Hebel umlege, umso schneller bin ich auf der richtigen Spur.

Dante Alighieri sagte: »Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Leben übernimmst.«

Doch zurück zum Punkt.

Die Bewertung von Entscheidungen

Wenn der Job nervt, die Firma, die Politik, das Wetter oder die Wohnung, das Auto, der Partner oder oder oder

Es gibt immer und genau drei Möglichkeiten darauf zu reagieren, und nur diese drei:

  1. Aushalten, ertragen, Zähne zusammenbeißen und hoffen, dass es irgendwann besser wird. (= Lebensverwaltung)
  2. Lernen, damit umzugehen (=Lebensentwicklung)
  3. Gezielt neue Chancen suchen oder selbst erschaffen (= Lebensgestaltung)

Denn – kann ich die Firma, den Chef, die Politik, das Wetter, den Partner wirklich ändern?

Nein, das kann ich nicht. Sie können es auch nicht – auch wenn es immer wieder versucht wird.

Insbesondere Politiker, aber auch charismatische Manager, verkaufen uns sehr gerne, dass sie in der Lage sind, die Schwerkraft, also die Physik, und auch den Markt zu überwinden, doch auch sie können es nicht – ganz im Gegenteil.

Kurzer Einschub: alles, wirklich alles, was den Gesetzen der Physik und den Gesetzen des Marktes widerspricht, führt verlässlich in die Katastrophe.

Actio gleich Reactio – gnadenlos.

Doch zurück.

Das Einzige, was ich wirklich zu 100 % verändern kann, ist – ich mich selbst.

Ich kann die Region oder das Land wechseln, wenn mir das Wetter nicht gefällt, ich kann die Wohnung wechseln, ich kann den Partner wechseln, den Job oder gleich das ganze Unternehmen.

Wenn mir die Politik nicht gefällt, dann kann ich eine andere Partei wählen oder ein anderes Land, was übrigens mehr als 1 Mio. Bundesbürger jährlich auch tun.

Das ist ebenfalls eine erschreckend hohe Zahl und deshalb wohl auch ein weiteres Tabuthema der Politik.

„Demografie und Zuwanderung“ ist, wenn wir gerade dabei sind, ein Megathema, das aber kaum ein Politiker anfasst, weil wir das schon hoffnungslos in die Grütze gefahren haben. Wer wiedergewählt werden will, schaut besser weg.

Aber auch hier sehen wir eine zuverlässige Reaktion des Marktes, denn in Schweden und in Italien wurden ultrarechte Parteien zur zweitstärksten und zur stärksten Kraft und ziehen in die Regierung ein.

Die Babyboomer-Generation

Prof. Dr. Monika Schnitzer, eine der fünf Wirtschaftsweisen, sagte im Handelsblatt-Podcast, im August 2022:

„In dieser Dekade werden bis zu 7 Mio. arbeitende Menschen in den Ruhestand gehen, die Babyboomer-Generation. Und wir leiden schon jetzt unter einem extremen Fachkräftemangel.

Wenn wir das ausgleichen wollen, so Monika Schnitzer, dann benötigen wir 400.000 Zuwanderer pro Jahr, und zwar netto. Was bedeutet netto genau? Dass wir stolze 1,5 Millionen Zuwanderer brutto pro Jahr benötigen, weil die Abwanderung aus Deutschland so hoch ist. Und natürlich die Differenz zwischen Tod und Geburt. So Frau Schnitzer.“

War Ihnen diese gigantische Dimension klar? Mehr nicht.

Ein drittes Beispiel für große Einflussfaktoren auf meine persönliche Situation.

Allein diese Zahlen sorgen dafür, dass sich der Arbeitsmarkt immer mehr zu einem Arbeitnehmer-Markt entwickelt.

In den Medien macht das Wort Arbeiterlosigkeit in Anlehnung an Arbeitslosigkeit die Runde.

Arbeiterlosigkeit – das heißt, die Zahl der offenen Stellen übersteigt zum Teil bei Weitem die Zahl der verfügbaren Arbeitskräfte.

Das wiederum bedeutet, für jeden, der über ein gewisses Maß an Leistungsmotivation verfügt, dass er oder sie aus einem umfangreichen Angebot an Jobs auswählen kann. Angebot und Nachfrage eben.

Meine Handlungsoptionen

Wenn ich diese drei Handlungsoptionen, also –

  1. Aushalten und Ertragen, oder
  2. Lernen, damit umzugehen, oder
  3. Gezielt neue Chancen suchen – für mich durchdacht und akzeptiert habe, dann bin ich schon einen riesigen Schritt raus aus der Opferrolle und rein die Entscheidungsmacht.

Der nächste Schritt ist nun, die Bewertung meiner Entscheidung.

Klingt kompliziert, ist es aber nicht.

Es ist ganz einfach, ich kann alles und jedes, jede Situation, jedes Ereignis, jede Entscheidung, ja sogar jedes Ding nach genau drei Kategorien beurteilen:

Ist das gut, schlecht oder neutral?

Ich kann jetzt jede beliebige Entscheidung nehmen und daraufhin abklopfen, wie die Konsequenzen sein werden, also eher positiv oder eher negativ oder neutral.

Und zwar betrachtet auf die Zeiträume in 10 Stunden in 10 Monaten und in 10 Jahren. Also wie wirkt sich meine Entscheidung jeweils betrachtet auf diese Zeiträume konkret aus? Rein hypothetisch, ein Gedankenkonstrukt.

Ist meine Entscheidung gut, also positiv und förderlich für mich?

Ist meine Entscheidung negativ, also hinderlich für mich?

Ist meine Entscheidung neutral, oder genauer gesagt, mir doch egal?

Nur mal angenommen, ich habe mich für „Aushalten, Ertragen, Zähne zusammenbeißen und hoffen, dass es irgendwann besser wird. (= Lebensverwaltung)“ entschieden.

Drei Fragen, die mich leiten

Dann kann ich mir jetzt diese Fragen stellen:

Ist das gut und förderlich für mich?

Oder ist es schlecht und hinderlich für mich?

Oder ist es mir egal?

Aushalten, Ertragen, Zähne zusammenbeißen ist in 10 Stunden wohl immer noch erträglich. In 10 Monaten wird es schon schwierig und in 10 Jahren sind Sie krank – ein hoher Preis.

Es ist mehr als hilfreich, jede der drei Handlungsmöglichkeiten dahin gehend zu untersuchen und zu bewerten, ob es positiv oder negativ oder neutral ist.

Oftmals stößt diese Vorgehensweise einen Prozess an, einen persönlichen Entwicklungsprozess – und genau das führt zur Lösung, zu neuen Gedanken und darüber zu einem neuen Blick auf die Situation.

Wer zunächst mit „aushalten, ertragen und Zähne zusammenbeißen“ beginnt, steigt in einen Lernprozess ein, der dann wiederum die Grundlage oder Befähigung darstellt, einen neuen Weg einzuschlagen.

Der Buddha sagte: »Nimm an, was ist. Konzentriere Dich auf den Augenblick. Begrüße die Veränderung.«

Was ich damit sagen will, ist, dass dieses Konzept über zweieinhalb tausend Jahre alt ist und nichts an Aktualität verloren, gar nichts.

Nimm an, was ist. Wenn der Job, der Partner, die Wohnung oder was auch immer unbefriedigend ist, dann ist das zunächst einmal so. Und erst wenn ich es annehme, als für mich zunächst unabänderliche Tatsache, kann ich beginnen, über Veränderung nachzudenken.

Konzentriere Dich auf den Augenblick. Wir wissen nicht, wie sich die Inflation weiterentwickelt. Wir wissen nicht, wann und wie der Krieg in der Ukraine ausgeht. Wir wissen nicht, wie sich die Energieversorgung weiter entwickeln wird.

Und wie es um viele weitere Dinge bestellt ist, wissen wir ebenfalls nicht.

Was wir allerdings wissen, ist, dass wenn wir für jedes mögliche Szenario oder jedes mögliches Ereignis, vom Worst Case ausgehen, dann lähmen wir uns selbst.

Begrüße die Veränderung. Veränderung ist Leben. Alles, was sich nicht mehr verändert, ist tot – zu mindestens in der Natur und wir sind Teil davon.

Das einzig Konstante ist der Wandel, auch das kennen Sie.

Und je eher ich mich möglichen unausweichlichen Veränderung positiv gegenüberstelle, umso eher fügen sich die Dinge. Mein Ziel kommt mir entgegen.

Loslassen

Aber was ist das wichtigste Wirkelement in diesem Spiel?

Es ist so simpel! Es ist Loslassen.

Wer bereit ist, Freiheit zu opfern, um Sicherheit zu gewinnen, verdient weder das eine noch das andere, und wird am Ende beides verlieren. (Benjamin Franklin ca. 1755)

Loslassen beginnt im Kopf. Wie letztlich alles. Das, was ich nicht denken kann, kann ich nicht anstreben und folglich auch nicht erreichen.

Ich habe das eBook von Leo Babauta ins deutsche übersetzt:

Der Titel des Buches im Original ist „The One Skill. How Mastering the Art of Letting Go Will Change Your Life“

also auf Deutsch:

Die eine Fähigkeit – Wie die Kunst des Loslassens Ihr Leben verändern wird

Wer eine Kopie des Buchs als PDF möchte, sendet mir bitte eine E-Mail an kontakt@ncn-ag.com

Noch einmal: Das, was ich mir nicht vorstellen kann, existiert schlichtweg nicht für mich und daher kann ich es auch nicht erreichen. Ich muss neue Denkräume zulassen, die mich zu neuen Möglichkeiten und Perspektiven führen.

Ganz einfaches Beispiel:

Wenn ich Sie jetzt frage: Wie zufrieden sind Sie mit ihrem aktuellen Job? Auf einer Skala von 0 bis 10 und zehn bedeutet maximal zufrieden und Null das Gegenteil.

Wenn Sie mir jetzt eine Zahl nennen, die fünf oder kleiner ist, dann besteht massiver Handlungsbedarf.

Doch wie oft höre ich: „Mein Job ist wirklich toll, wenn nur der Chef, die Firma, der Markt oder was auch immer anders wäre. Also wenn sich all das nach meinen Vorstellungen ändert, dann ist alles wieder gut.“

Das ist, offen gesagt, Unsinn. Denn die Realität ist nun mal, wie sie ist, und sie hat daher einen direkten Einfluss auf deine Zufriedenheit mit deinem aktuellen Job.

Wenn dir dein Job wirklich Spaß macht, dann kannst du ihn auch in einem anderen Unternehmen ausüben, mit einer höheren Zufriedenheit und gewinnst dabei zumindest an Lebensqualität.

Ich weiß, was ich habe, aber ich weiß nicht, was ich bekomme, oder?

Leiden ist eben leichter als handeln.

Aushalten und Zähne zusammenbeißen, das geht maximal bis vier, auf der Skala von 0 bis 10, darunter werden sie krank.

Lernen, damit umzugehen, das geht maximal bis sechs, danach werden Sie ebenfalls Schaden nehmen.

Bei allem, was darunter liegt, müssen Sie das Ruder in die Hand nehmen und herumreißen.

Die Verantwortung für Ihre Entscheidungen und Ihr Handeln liegt immer ganz allein bei Ihnen. Das ist hart, ich weiß, und doch ist es so.

Überlassen Sie jedoch anderen die Entscheidung, so werden diese immer deren eigenen Kriterien und Prioritäten in den Vordergrund stellen. Selbst ihr Sie liebender Partner kann seine eigenen Ziele nicht außer Acht lassen. Das geht nicht.

Kurzer Einwurf: Ich höre immer wieder Argumente wie: Aber ich bin doch für die Situation, so wie sie aktuell ist, überhaupt nicht verantwortlich, warum soll ich denn jetzt die Konsequenzen tragen?

Oder: ich will doch nicht weg, ich liefere gute Leistung. Warum muss ich jetzt das Unternehmen verlassen?

Oder: Ich bin jetzt 20 Jahre im Unternehmen und habe mir die Sicherheit verdient, sie steht mir zu.

Usw. Usw.

Kurze Antwort: Das ist „sich in die Opferrolle“ begeben, andere verantwortlich machen, das ist alles andere als förderlich.

In diese Situation geraten Sie, wenn sie zu lange negiert haben, dass sich Ihr Job und Sie auseinandergelebt haben.

Dass Ihr Unternehmen und Sie sich auseinandergelebt haben.

Sie haben zu lange ihr Bauchgefühl, oder wie auch immer sie es nennen wollen, ignoriert, bis der Arbeitgeber reagiert.

Es geht also um den Moment, an dem sie zum ersten Mal den Gedanken formulieren, wenn auch kaum hörbar: Ich muss mich verändern!

Oder ihr Bauch signalisiert Ihnen: Ich bin hier nicht mehr richtig! Irgendwas läuft schief.

Es geht darum, diesen Moment zu nutzen, und genau nicht zu verdrängen. Das ist allerdings ganz große Kunst.

Doch wenn sie ganz, ganz ehrlich zu sich sind, dann können Sie den Zeitpunkt, an dem sie genau diesen Gedanken zum ersten Mal formuliert haben, ziemlich genau eingrenzen.

Fast alle meine Kunden bestätigen mir das.

Fast alle meine Kunden stellen mir auch die Frage:

Und, glauben Sie ganz bestimmt, dass ich wieder einen Job finden werde?

Meine Antwort darauf lautet, mit einem leichten Lächeln im Gesicht: Alle meine Kunden haben bis jetzt einen neuen Job gefunden, alle. Aber Sie – mhm, wahrscheinlich nicht.

Die Sprechpause danach dauert ziemlich lange, bis der von mir gewünschte Effekt eintritt, der die Unsinnigkeit dieser Frage deutlich macht.

Doch genau darum geht’s. Ihre Gedanken müssen die Richtung ändern. Denn, ich erreiche nur das, was ich denke.

Und ich zitiere mal wieder Henry Ford, der sagte: ob du glaubst, du schaffst es oder ob du glaubst, du schaffst es nicht, du wirst immer recht behalten.

Es ist allein meine Aufgabe und meine Verantwortung, das zu erdenken und zu integrieren, was ich erreichen will.

Karriere-Expertin Dorie Clark schreibt im Handelsblatt: „Wir sind auf dem Weg in ein Zeitalter der radikalen Eigenverantwortung!“

Das kann ich nur unterstreichen. Weder der überfürsorgliche Nanny-Staat, den wir gerade erleben, noch der stärkste DAX-Konzern wird die Herausforderungen, vor der wir in dieser Dekade stehen, ohne Veränderung bewältigen können.

Vielen Folgen, der aktuellen Situation, genauer gesagt der multiplen Krisen, werde ich mich nicht entziehen können, aber ob ich schlecht, gut, oder besser durchkomme, hängt von mir und meinem Denken ab.

Es geht nicht um naiven Optimismus – bitte nochmals Folge 126: Think positive? Nein, danke! – anhören.

Denn – Was gestern richtig war, kann heute falsch und morgen tödlich sein.

Gerade in der Medizin finden wir reichlich Beispiele, die diese Aussage bestätigen. Und natürlich unsere Energiepolitik der letzten 10 Jahre.

Mir gefällt das, was Serendipity Mindset genannt wird.

Serendipity ist die Fähigkeit, Glück und Zufall zu erkennen und in Erfolg umzumünzen.

Serendipity Mindset setze allerdings barrierefreies Denken voraus.

Klares Handeln setzt klares Denken voraus, ohne blinde Flecken und ohne Selbstbetrug.

Doch wie schaut es nun konkret am Arbeitsmarkt aus?

Die letzten der Babyboomer Generation, aber auch die ersten der Generation X kommen langsam in die 60+ Kategorie.

Bereits seit 2011 ist die Hälfte aller Erwachsenen in Deutschland 50 Jahre und älter – die nächste erstaunliche Zahl.

Deutschland ist die älteste Nation in Europa und die weltweit zweitälteste Nation, hinter Japan, und wird 2035 die weltweit älteste Nation sein.

Deutschland wird immer älter und nichts hält die Entwicklung auf.

„Im Vergleich zur demografischen Katastrophe ist der Zusammenbruch des Kommunismus unwichtig.“ Sagte Claude Lévi-Strauss, ein französischer Ethnologe. Er meinte zwar die Überbevölkerung, doch seine Aussage trifft auch für die Überalterung zu.

Doch viele Arbeitgeber klagen zwar über den Fachkräftemangel, halten aber an alten tradierten Glaubenssätzen fest, wie, dass Menschen mit fortschreitendem Alter rigide werden. Die Fähigkeit verlieren, sich wechselnden Bedingungen psychisch anzupassen und nicht mehr zu kreativen Leistungen fähig sind.

Doch wer mit 60 rigide ist, war es mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits mit 30.

Das Alter spielt hierbei nur eine untergeordnete Rolle.

Gerade die Generation der Babyboomer und der Nachfolgegeneration sind gut ausgebildet, leistungswillig und leistungsfähig.

In den vergangenen Jahren hat die Erwerbsbeteiligung der Älteren auch stark zugenommen. Waren im Jahr 2000 nur rund 37 Prozent der 55-bis 64-Jährigen erwerbstätig, so stieg dieser Anteil bereits bis 2013 um 26 Prozentpunkte auf 63 Prozent an und hat sich damit fast verdoppelt – ich gehöre übrigens auch dazu.

Angesichts dieser Erkenntnisse erscheint es in zweifacher Hinsicht fatal, ältere Beschäftigte immer noch mit 55er-Programmen freizusetzen: Die Unternehmen verlieren wertvolles Humankapital, das sie durch jüngere Beschäftigte nur unvollständig ersetzen können, und auch die freigesetzten Beschäftigten verlieren ihr wertvolles betriebsspezifisches Know-how, das sie in einer neuen Tätigkeit nur eingeschränkt verwerten können.

Deshalb sehen viele keine Alternativen zur aktuellen Tätigkeit und befürchten finanzielle Einbußen. Da sitzen sie dann lieber die letzten Jahre vor der Früh-Rente ab – was aber immer weniger möglich wird.

Deshalb lautet die wichtigste Frage: Was kann ich und was muss ich tun, um auf dem künftigen Arbeitsmarkt attraktiv zu sein?

„Jeder, der aufhört zu lernen, ist alt, mag er zwanzig oder achtzig Jahre zählen. Jeder, der weiterlernt, ist jung, mag er zwanzig oder achtzig Jahre alt sein.“ Wieder mal Henry Ford, Gründer des gleichnamigen Automobilherstellers

Somit ist es oft zitierte „lebenslange Lernen“ eigentlich ein alter Hut.

Mosaik- o. Zickzack-Lebensläufe, wie man sie heute nennt, haben wenig mit dem Arbeitsmodell ‚Einmal beim Daimler, immer beim Daimler‘ zu tun. Oder Telekom, Siemens, aber auch beim Heizungsbauer im Dorf.

Im Gegenteil, die Wechselbereitschaft hat bei jungen Menschen deutlich zugenommen und Loyalität eine völlig andere Bedeutung bekommen. Das ist gut so.

Selbst beruflicher und materieller Status schafft, in der Augen vieler jungen Menschen, eine Abhängigkeit, die eher kontraproduktiv ist.

Wenn man in einem gewissen materiellen Wohlstand aufwächst, ist die Wertigkeit von Besitztum geringer als noch zu Zeiten, in denen Wohlstand erarbeitet werden musste.

Wenn ich an die Bedeutung eines Autos für mich denke, damals …, und die Bedeutung, die das Auto für meine Kinder oder meine Neffen hat, nämlich nahezu keine.

Immer mehr junge Menschen denken heute eher horizontal statt vertikal: also nicht in Richtung Aufstieg und Führungsverantwortung, sondern Richtung Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit und Kompetenzen, sowie dem Leben mehr Sinn geben als nur Erfolg im Job.

Doch zurück zu meinen Klientinnen und Klienten, die eher in der 50 plus Altersgruppe zu Hause sind.

„Alte Leute sind gefährlich; sie haben keine Angst vor der Zukunft“, sagte George Bernard Shaw, ein irischer Dramatiker und Satiriker, der 1856–1950 lebte.

Und genau das scheint für viele Arbeitgeber DAS Problem zu sein.

Ab dem 60 Lebensjahr scheint es eine Abbruchkante im Arbeitsmarkt zu geben, aller Klagen über den Fachkräftemangel zum Trotz – noch. Das wird sich aber dramatisch ändern, aus den oben genannten Gründen.

Die Unternehmen benötigen schlicht das Humankapital.

Der Gesetzgeber hat bereits reagiert: Frührentner dürfen ab 2023 unbegrenzt hinzuverdienen. Googeln Sie das mal.

Aktuell ist es aber noch so, dass sich schlicht ihr persönlicher Verkaufsprozess, wenn sie in der Altersgruppe 60 plus sind, schwieriger gestaltet, aber es kommt, wie immer, nur auf Sie und Ihr Serendipity Mindset an.

Kurzer Einschub zum Schluss. Ihr und auch mein Humankapital unterliegt einer Inflation von 10 % oder höher, je nach Innovationsgeschwindigkeit der Branche. Das bedeutet, ich muss mindestens in dieser Größenordnung, in mein Wissen, Können und Wollen investieren, allein um nicht abzufallen.

Lebenslanges Lernen nun mal.

Zusammengefasst. Stellen Sie sich die bekannte Frage aus dem Vorstellungsgespräch: Wo stehe ich in 5 Jahren?

Betrachten Sie Ihre aktuelle Situation ganzheitlich, beruflich wie privat.

Bewerten Sie die Gesamtsituation auf einer Skala von 0 bis 10. Ab 8 ist alles gut, legen Sie sich wieder hin.

Alles unter 8 macht eine Betrachtung der Situation sinnvoll und alles unter 5 zwingend erforderlich.

Betrachten Sie die drei Möglichkeiten:

  1. Aushalten, ertragen, Zähne zusammenbeißen und hoffen, dass es irgendwann besser wird. (= Lebensverwaltung)
  2. Lernen, damit umzugehen (=Lebensentwicklung)
  3. Gezielt neue Chancen suchen oder selbst erschaffen (= Lebensgestaltung)

Was ist förderlich für Sie, was ist hinderlich und was neutral? Jeweils betrachtet auf in 10 Stunden, in 10 Monaten und in 10 Jahren.

Wenn Sie sich für diesen Prozess einige Stunden Zeit und einige Blatt Papier nehmen, dann werden sie in der Lage sein, eine fundierte, also für sie förderliche Entscheidung, zu treffen.

Jeder hat seine eigenen Aufgaben im Leben. Doch eine Aufgabe haben wir alle gemeinsam: Herauszufinden, was unsere wahre Berufung ist.

Joseph Campbell, der Begründer der Heldenreise, nannte das: »Follow your bliss!«

In den kommenden Folgen werde ich mehr auf die Frage eingehen, was muss ich tun, um erst mal zu erarbeiten, was überhaupt mein Ziel ist.

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